Mit einer neuen Stadt ist dann ja auch iwie immer ein Neustart verbunden. Man sucht sich neue Freunde und Kontakte, neue Hobbys und Aktivitäten, neue Restaurants und neue Lieblingsplätze. Neben dem Fitnessstudio begann dann meine offene Arbeit als Allgemeine Hilfe in der Gemeinde. So würde ich zu diversen Programmen der Gemeinde geschickt und lernte alle möglichen Bereiche kennen. Sonntagsschule, Jugendgottesdienste, Events, Vorbereitungsrunden, das Gemeinde-Komitee, Musikbands und schließlich den Jugendchor. Und ich muss sagen es wahr ziemlich lustig, da wir uns gerade Mal eine Woche vor Weihnachten befanden, wurden dann natürlich auch nur Weihnachtslieder mitgegrüllt. Allerdings nicht auf Englisch oder Indonesisch, sondern auf Bahasa Nias. Ja und so saß ich neben den anderen Jugendlichen auf den unbequemen Bänken der Gemeinde und brültte Weihnachtslieder mit, in einer Sprache die ich nicht kannte. Aber wenn man sich dann Mal die Texte genauer anguckt kann man nur fröhlich mit einstimmen. So ist mein absoluter Favorit „Omuso Dodo Omuso Dodo“ (Oh du fröhliche). Ich hatte auf jeden Fall Spaß meines Lebens!

Naja und bei einer konsequenten Weiterführung des Tagesprogrammes kommt nach dem Jugendchor natürlich der Hauptchor der Gemeinde. Als ich dann in die Augenwinkel der ersten Chormitglieder trat, wurde ich dann auch direkt unter Probe gestellt. Und das war anscheinend zufriedenstellend. So hieß es nur noch dann und dann ist die nächste Chorprobe, du bist dabei! Wo ich dann dabei, war erfuhr ich erst nach ein paar Chorproben.

Denn erstmal ging es zweimal die Woche zur Probe. Und was für Proben das waren! Ich meine ich bin da mit Abstand der Jüngste, aber manchmal fühle ich mich wieder wie in der Oberstufe. Vor’m Chor kommen dann die ersten Nachrichten wer heute nicht dabei sein kann. Und dann ist Pünktlichkeit ja auch so ne Sache. Heißt die ersten kommen immer so eine Viertelstunde später rein und bis sich der Chor füllt dauert es auch gern noch 20 weitere Minuten. Wenn wir dann irgendwann locker & flockig starten, gibt’s immer diese zwei, drei Mitglieder die sich länger Zeit gelassen haben. Der eine oder andere vaped dann heimlich unterm Shirt und die ein oder andern quatschen einfach Mitten in der Probe über Gott und die Welt. Ein, zwei Clowns gibt’s dann natürlich auch, weswegen manche Liedel mehrmals angestimmt werden muss. Also manchmal ist unser Dirigent ja schon froh, wenn die Hälfte am Anfang mit einstimmt und der Rest es dann nach ein paar Sekunden auch bemerkt! Für die Raucher gibt’s dann natürlich auch immer die Zeit eine Rauchen zu gehen. Dennoch sollte es Mal zu einer langen Probe kommen, kann man ja auch einfach mittendrin rausgehen und schnell eine durchziehen. Oder man hat ausversehen einen dringenden Anruf. Während sich die Langeweile in kleineren Pausen oder längeren Diskussionen bei den Nichtrauchern eher durch Games auf’m Handy auszeichnet. Übrigens wenn dann Mal im Gottesdienst die Predigt kommt, ist das eh die beliebteste Beschäftigung. Das gemeinsame Speisen darf natürlich auch nicht fehlen, so wird regelmäßig Essen bestellt und Getränke hereingebracht. Wenn das Essen dann erstmal da ist und wir noch in der Probe stecken, mampfen die Bandmitglieder meistens schon fröhlich, während sich in unseren Reihen das ein oder andere eher heimlich reingesteckt wird.

Übrigens hat es drei Chorproben gebraucht, bis realisiert wurde das ich kein Tenor singen kann und ich kurzerhand nach hinten zu den Bassstimmen verlegt wurde. Da fand ich mich dann auch direkt neben den beiden Hauptkomikern des Chores wieder, wo mehr gelacht wurde als gesungen und wir so tiefgründige Gespräche anfingen, dass wir erst gar nicht zum Singen kamen. Jedenfalls bis unser Dirigent uns rausschmeißen wollte. Zudem hab ich hier noch meinen Freund aus dem Dschungel kennengelernt, da kommt sicherlich auch noch die ein oder andere Story. Neuerdings habe ich einen neuen Kollegen mit dem ich dann gemeinsam in der Probe neue Touren durch SüdNias plane. So war ich jetzt endlich auch im Dorf der Steinspringer von Nias.

Aber um es kurz zu fassen, dass ist die Story, wie ich ausversehen und ohne Plan in den Hauptweihnachtschor von der größten Kirche in der zweitgrößten Stadt von Nias hereingerutscht bin. Also wurde mir dann noch schnell ein Hemd zum Dresscode bestellt und den Rest regelte ich dann eher so Secondhand mäßig. So fand ich mich an Weihnachten das erste Mal in meinem Leben in einem Chor vor der gesamten Gemeinde wieder. Sang Lieder von denen ich kein Plan hatte, was sie bedeuteten und beobachtete das Billiardspiel meines Sitznachbarn aufmerksam in der Predigt.

Und so bekommt man einen der besten Plätze im Weihnachtsgottesdienst Guys!

Ein paar Tage danach ging’s dann in den Urlaub und das erste Mal komplett raus aus dem Leben hier. In dieser Zeit bekam ich dann ein Foto von einem Blatt Papier. Mäßig wie ein Vertrag, der mich zum vollständigen Chormitglied oder Komitee Mitglied der Gemeinde macht. Ich bin ehrlich, ich hab das Papier so gar nicht verstanden. Allerdings war damit klar, ich bin ab jetzt weiter dabei. Und somit kann ich in voller Feierlichkeit verkünden, dass ich nach drei weiteren Chorproben jetzt gleich in dem nächsten großen Gottesdienst mir einen der besten Plätze gesichert habe.

In diesem Sinne euch einen schönen Tag Guys✌️

0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert