Das Wochenende Fr., 13. Okt. bis So., 15. Okt. verbrachten Linus, der von Kigeme aus arbeitete und deswegen viel Zeit mit uns verbringen konnte, Lukas und ich bei unseren neugewonnen Freundinnen Elisa und Kathi in Huye.
Freitagabend blieben saßen wir zusammen und führten viele witzige aber auch tiefgründige Gespräche, wobei wir uns immer mehr kennenlernten. Außerdem legte ich für uns noch Tarotkarten, was aufregend war und für noch mehr Gesprächsstoff sorgte.
Irgendwann wurden alle müde und gingen in ihre Zimmer bzw. Gästezimmer, sodass nur noch Elisa und ich übrig waren. Irgendwie war keine von uns beiden nicht so richtig müde, weshalb wir zu zweit noch einen Mitternachtsspaziergang machten.
Dabei kommen noch mehr Gespräche zwischen uns zu Stande und uns beiden viel auf wie sehr wir auf einer Wellenlänge liegen und auch schon ähnliche Erfahrungen im Leben gemacht haben, über die wir uns sehr gut austauschen konnten.
Unseren Samstagvormittag verbrachten wir im Ethnographischen Museum, wo wir uns einige Zeit mit der ruandischen Geschichte auseinandersetzten. Es gab viel zu lesen und zu schauen. Zum Beispiel über die traditionelle Jagd, die Herstellung von Bananenbier und Körben und Tonkrügen zur Lagerung von Lebensmitteln und Milch. Außerdem wurde in Mitten des Museums eine traditionelle Hütte aus den Zeiten des Königreichs nachgestellt, die, ohne Schuhe, betreten werden darf. Im Anschluss bewunderten wir noch ein paar der Kunststücke im Museumsladen bevor wir uns auf den Rückweg nach Irango (der Teil von Huye in dem Elisas und Kathis Einsatzstelle ist) machten.
Am Abend wollten wir ausgehen.
Linus ging es nicht so gut, weshalb er nicht mit kam. Für Elisa, Kathi, Lukas und mich ging es erstmal in eine Bar. Im Anschluss war Kathi aber auch zu müde um noch mit in einen Club zu kommen, weshalb wir nur noch zu dritt waren.
Die Stimmung war eher mau und gegen 01:40 Uhr standen wir auf der Straße um uns Motos für den Heimweg ran zuwinken.
Plötzlich kam hinter mir ein junger Mann angerannt, der mir mein Handy aus der Hand riss und damit in den Wald verschwand! Mein erster Impuls war ihm hinterher zu rennen und auch unsere Motofahrer nahmen die Verfolgung auf. Leider waren wir nicht schnell genug und der Dieb entkam… Kurz suchten Elisa und ich den Waldrand ab um zu schauen, ob der Dieb mein Handy vielleicht hat fallen lassen, Fehlanzeige.
Wir gingen zurück zum Club, um dort um Hilfe zu bitten, die wir auch sofort bekamen. Es waren bestimmt 15 Männer um mich rum, die alle immer wieder fragten ob sie mir irgendwie helfen können. Einer hatte sogar den Schuh vom Dieb in der Hand und versprach mir, dass wir den Täter damit sofort identifizieren können. Sie sichteten dann das Material der Überwachungskamera und einer der Gäste sagte er würde den Dieb kennen und könnte sogar sagen wo er wohnt.
Währenddessen war Elisa mit dem Clubmanager und einem Gast zur Polizeistation gefahren um dort meinen Fall zu erklären. Immer wieder wurde mir versichert, dass alles gut werden würde, aber ich stand einfach nur unter Schock. Sowas ist mir noch nie passiert! Gegen 04:00 Uhr oder so kam Elisa wieder und sagte die Polizei könne jetzt nichts tun und wir sollen morgen früh um 09:00 Uhr wieder zur Station kommen. Keine guten Neuigkeiten.
Da der Clubmanager auch nach Irango musste, bot er an uns mitzunehmen. Aus irgendeinem Grund nahmen wir einen kleinen Umweg und dann stand da die Polizei auf der Straße und winkte uns heran und siehe da: einer der Polizisten hatte mein Handy in der Hand! Also doch noch nicht ins Bett sondern zur Polizeistation um meine Aussage zu verschriftlichen. Im Anschluss bekam ich mein Handy wieder und als wir um 05:30 Uhr zu Hause waren, machten Elisa und ich uns erstmal ein Käsesandwich und ich übernachtete mit bei ihr statt in meinem eigenen Gästebett.
Die Messe am Sonntag verschliefen wir, aber das war auch wirklich nötig nach so einer aufregenden Nacht. Lukas, Linus und ich fuhren auch nach dem Mittagessen zurück nach Kigeme, natürlich nicht ohne vorher Kathi und Linus von unserer wilden Nacht zu erzählen.
Am Montag bin ich mit Ahab wieder nach Huye gefahren um einen SIM-Swap durchzuführen. Da bekam ich eine neue SIM-Karte mit all meinen alten Informationen, sprich Handynummer, MoMo und verbliebenes Datenvolumen. Das ist schnell und einfach gemacht, einfach sagen was passiert ist und den Pass vorzeigen über den die SIM läuft.
Im Nachhinein kann ich über die Abfolge der Ereignisse lachen und meine beste Freundin hat sogar gemeint, dass sie das alles nach einem der „Hangover“-Filme anhört, was das Ganze noch witziger macht. Witzig ist es allerdings nur, weil alles gut ausging.
Ich bin immer noch sehr dankbar für jeden Helfer und jede Helferin, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen als ich ein Nervenbündel war.
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