Nun bin ich also in meinem Zuhause für das nächste Jahr eingezogen. In mir waren Glücksgefühle und das Bedürfnis mich einzurichten. Dabei viel mir auf, dass es in meinem Zimmer an Möbeln fehlt, neben einem Kleiderschrank und meinem Bett gab es einen Stuhl. Wenig Komfort und wenig Platz für meine Mitbringsel. Als ich Damascene darauf ansprach bekam ich prompt einen Nachttisch und im Verlauf der nächsten drei Tage noch ein Regal und eine Hängegarderobe. Zum Glück konnten mir so schnell weitere Möbel zur Verfügung gestellt werden, denn die nächste Woche würde ich viel Zeit in meinem Zimmer verbringen…
Die ersten sieben Tage im Haus wurde unser Haushalt von Soundrine, der Tochter von Pastor Joas, erledigt, was zur Folge hatte, dass ich:
1. nichts zu tun hatte
Und
2. sich ständig Leute bei uns aufhielten.
Mir war das alles oft zu viel und ich hatte das Gefühl mich in meinen eigenen vier Wänden nicht frei bewegen zu können, weshalb ich mich in meine Bücher zurückzog. Im Nachhinein sehe ich die Situation anders und bin der Meinung, dass diese ständigen Besucher und Besucherinnen gut zu meiner Sozialisierung in Kigeme beigetragen haben.
Eine weitere Herausforderung, die mir im Haus begegnete (und immer noch begegnet) ist das fließende Wasser, bzw. viel mehr, dass es nicht fließt.
Für euch zu Hause in Deutschland hört sich das bestimmt schlimmer an, als es das eigentlich ist, denn wenn es nicht anders geht entsteht schnell eine Waschroutine, die keine Duschbrause benötigt. Und wenn das Wasser doch mal läuft werden eben die Reserven aufgefüllt und luxuriös geduscht.
In den kommenden Tagen schloss ich mich einer Gebetsgemeinschaft (Churchroots) an, die sich jeden Mittwoch trifft. Außerdem besichtigen wir das Krankenhaus, besprachen welche Unterrichtsstunden wir gerne begleiten wurden und bekamen für die Fächer gleich Schulbücher ausgehändigt. Ahab hat für uns Ciapati ( Art Fladenbrot) gebacken und am Sonntag ging es in den Gottesdienst.
Am Montag, 18.09., wachte ich mit einer Erkältung auf, die sich die nächsten drei Tage hielt. Am Mittwoch, 20.09., war es dann soweit und Lukas und ich mussten das erste Mal selber Mittagessen kochen! Wir probierten uns an Tomatenreis, was irgendwie doch nicht ganz so einfach ist, unser erstes Kocherlebnis ging nach hinten los.😅 Unser Essen blieb allerdings nicht das einzige Fiasko des Tages… Wir saßen gemeinsam im Wohnzimmer und spielten Karten während es draußen sehr stark regnete. Auf einmal floss das Regenwasser unter der Haustür durch und rein ins Wohnzimmer! Schnell holten wir den Wischer aus dem Bad und Lukas begann das Wasser wieder rauszuschieben, eine aussichtslose Situation, denn das Wasser kam und kam und kam. Also ließen wir es und behielten im Blick, wie es durch das Haus lief. Zum Glück bahnten sich das Wasser seinen Weg zur Hintertür und floss dort wieder nach draußen. Das war zumindest das, was wir dachten, bis ich sah wie das Wasser in dem Zimmer unserer Mitfreiwilligen Gladness stand!

Lukas und ich handelten sofort und begannen das knöcheltiefe Wasser rauszuschaufeln. Als der Regen etwas nachließ lief ich rüber ins Diözesenbüro um Hilfe zu holen und so standen schnell fünf Männer bei uns im Haus und halfen uns das Wasser herauszuschaffen. Bis auf ein Bügelessen und der Teppich im Wohnzimmer hat zum Glück alles die Hausüberflutung heile überstanden. Nach der Krisenbewältigung fanden wir uns bei Damascene für Churchroots ein, danach aßen wir bei den Schwestern zu Abend und im Anschluss schauten wir bei einem Pastor die erste Halbzeit der Championsleague, als die Verbindung auf Grund des Regens abbrach liefen wir über Abkürzungen nach Hause.

Am Freitag, 22.09., wurden Lukas und ich um 10:00 Uhr von RDIS (Linus Einsatzstelle) abgeholt, da Kigeme auf dem Rückweg von einem Arbeitstrip lag und wir das Wochenende bei Linus in Muhanga verbringen wollten. Zum Mittagessen waren wir im Hauptbüro und fuhren danach mit Motos zu Linus nach Hause. Am Abend gingen wir mit Linus Mentor Jonas und seiner Frau in einer Bar etwas essen. Es gab Bruschett (Ziegenfleisch an Spießen) und frittierte Kochbananen. Ich aß zum ersten Mal Ziegenleber und benutzte zum ersten Mal ein Plumsklo. Beides hat Eindruck hinterlassen, aber nur eine Erfahrung war lecker. Am Samstag liefen wir zu Fuß ins Stadtzentrum um dort einzukaufen und ich durfte Friseurin spielen und den Jungs die Haare schneiden. Abends trafen wir uns zum Abendessen in der selben Bar wie am Vorabend mit anderen deutschen Freiwilligen. Vier kommen von der Organisation Eine-Welt-Netz NRW und einer ist von einer privaten Organisation in Ruanda. Florens stieß auch noch zu uns.

Unseren langsamen Sonntag starteten wir mit einem Spaziergang zum Bäcker und verbrachten den Rest des Tages mit lesen und Karten spielen. Am Nachmittag gesellte sich einer der anderen Freiwilligen wieder zu uns und als wir zum Abendessen rausgingen wackelten auf einmal die Gebäude um uns herum und der Boden bebte! Wir wurden gerade Zeuge eines Erdbebens der Stärke fünf! Ganz schön aufregenden. Abends ging es früh ins Bett, denn Linus musste wieder zur Arbeit und Lukas und ich sollten um 07:50 Uhr im Bus zurück nach Kigeme sitzen, doch wie schon vieles anderes lief auch das anders als geplant.
In deutscher Pünktlichkeit warteten Lukas und ich ab 07:25 Uhr an der Bushaltestelle in der Nähe von Linus Haus. Unsere Tickets hatten wir bereits. Wir warteten und warteten, doch unser Bus nach Huye tauchte nicht auf und wie wussten auch nicht wen wir um Hilfe bitten sollten, bis wir zwei Polizisten bei einer Verkehrskontrolle entdeckt und einen der beiden um Hilfe baten. Es stellte sich heraus, dass unser Bus vom Carpark aus fuhr und hier nicht hielt, allerdings sollten unsere Tickets ihre Gültigkeit behalten und falls nicht sollte ich den Officer anrufen und er würde die Situation für uns klären. Also los zum Carpark und ins Büro von Horizon. Zum Glück konnten unser Tickets gültig bleiben und um 09:10 Uhr verließen wir schließlich Muhanga. Im Bus schlossen wir Bekanntschaft mit einem Studenten/Basketballspieler, der uns um Huye beim Umstieg half.
Hilfsbereitschaft wird in Ruanda nach meinen bisherigen Erfahrungen wirklich sehr groß geschrieben. Um ca. 13:20 Uhr waren wir wieder zu Hause in Kigeme. Am Abend ging es früh ins Bett, denn am nächsten Tag ist schließlich der erste Schultag!

One Responses

  • Antje Grobe

    Hallo Lotta,
    habe deine ersten Berichte gelesen und mich sehr gefreut von dir und deinem neuen Leben zu hören. Überwältigende Gefühle und viele neue Erfahrungen. Ich denk an dich – freu mich mit dir – und freue mich schon darauf weitere Berichte von dir zu lesen. Liebe Grüße Antje

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