Ja, ich fühle mich richtig zuhause und vollkommen angekommen mittlerweile, aber das hat gedauert und meine auf dem Festland (siehe Blogeintrag „vom kleinen Stonetown in die große Stadt Arusha – Kulturschock!) Reise hat mich dementsprechend viel gelehrt/gezeigt. Ich hatte schon im Gefühl, dass es ein sehr ereignisreicher Trip werden wird, aber so wie es am Ende war, war für mich natürlich noch nicht greifbar.
Ende Februar hatten wir ein von VEM organisiertes Zwischenseminar. Dort haben sich knapp 30 deutsche Freiwillige von drei Organisationen aus Tansania, Ruanda und Kenya versammelt.
Hier haben wir unsere vergangene Zeit mit anderen Freiwilligen reflektiert, uns Pläne für unsere noch kommende Zeit erstellt und den Abschied von unserer Zeit und unserem Leben hier besprochen.
Ich hatte ehrlicherweise einen recht harten und schweren Start in mein Jahr, mehrere sehr negative Erfahrungen/Erlebnisse in den letzten Monaten gehabt und mich sehr lange nicht davon erholen können. Ich hatte große Schwierigkeiten mich einzufinden und mich wohlzufühlen, was mich oft an und über meine Grenzen gebracht hat. Ich war sehr lange enttäuscht von mir selbst, nicht die Kraft gehabt zu haben, um mich mehr zu trauen auf neue Menschen zuzugehen und enttäuscht von meinem Freiwilligendienst, weil ich diesen mir viel positiv kulturell bereichernder vorgestellt/gewünscht habe. Ja, ich saß teilweise tagelang weinend in meinem Bett und wollte nachhause. Das ist wirkklich nicht schön, aber passiert sehr vielen Freiwiligen in deren Jahr.
Hier traf ich auf Freiwillige, die (meist) einen, von ihnen bezeichneten angenehmen, mit klar Höhen und Tiefen geprägten, aber insgesamt schönen Freiwilligendienst mit vielen positiven kulturellen Erfahrungen hatten/haben.
<span;>Ich war enttäuscht, die vielen wunderbar klingenden kulturellen Erfahrungen nicht gesammelt zu haben wie die Anderen, aber dafür habe ich gemerkt, wie sehr ich durch die harten Zeiten zu mir gefunden habe und so meinen eigenen kleinen, ruhigen und internationalen Austausch auf Sansibar gefunden habe. Ich habe einen ganz anderen Freiwilligendienst als die Anderen, die in der Schule oder in anderen sozialen Einrichtungen sind und dort kulturellen Austausch erfahren.
Ich lebe auch in keiner Familie mehr, lerne keine inneren gesellschaftlichen Strukturen dort kennen und gehe auch nicht auf familiäre Ausflüge, wo ich enge Verbindungen mit Menschen schaffen kann. Trotzdem bin ich mittlerweile zufrieden mit meinem Leben hier, wo ich beim Arbeiten lockere Freundschaften mit Kund:innen schließe, mit denen ich dann interkulturelle Erfahrungen auf einmaligen kleinen Trips innerhalb der Insel sammle. Ich sehe diese Menschen vielleicht nie wieder und der Kontakt hält sich auch selten, weil sie auf der ganzen Weltkugel verstreut sind und nur für einen zweiwöchigen Urlaub hier sind, aber ich genieße die kleinen aber oft magischen Momente mit ihnen auf der kleinen Insel Sansibar. Ich mache ganz andere Erfahrungen auf der touristischen Insel, aber sie sind nicht weniger wertvoll/bereichernd.
Was möchte ich mit diesem Blogeintrag sagen? Möchte ich mich einfach ausheulen und meinen Freiwilligendienst auf der touristischen Insel verteufeln? Nein, auf keinen Fall und ich hoffe, das ist in den vergangenen Zeilen auch nicht herübergekommen.
Ich hatte, auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte, Hoffnungen und Erwartungen, dass ich viele enge Freundschaften schließen kann und mich schnell wohl fühlen kann, aber das ist mir durch viele Vorurteile gegenüber weißen jungen Frauen in der Stadt sehr schwer gefallen (aus subjektiven Erfahrungen). Ich möchte damit aussagen, dass jeder Freiwilligendienst einzigartig und individuell ist. Jede:r wird verschiedene kulturelle Erfahhrungen machen, woraus man sich ein eigenes Bild von der Region/manchen sozialen Strukturen macht, in der man sich bewegt hat. Es gibt keinen „perfekten Freiwilligendienst“.
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