Und dann gibt’s diesen einen Tag in der Woche. Dieser eine Tag der dann doch nochmal ganz anders ist. Den Sonntag. Da meine Region zu 90% christlich geprägt ist, merkt man das dann. Komm ich aus meiner Tür raus, gehe runter zur Kirche, so fällt als Erstes der Haufen an Motorräder auf. Nun gut, bis man da hinkommt muss man auch erstmal durch die Schlange von Autos hindurchkommen. Kein Parkplatz ist mehr frei. Sicherheitsbeamten regeln den sonst so regellosen Verkehr, der sich kaum noch bewegt. Stühle werden vor der Kirche angefangen aufgebaut zu werden, sodass alle einen Sitzplatz bekommen. Und ein Gewusel von Menschen, wie auf dem Jahrmarkt. Nach dem Gottesdienst gehen die Familien dann gerne Essen oder unternehmen was. Also außer man ist bei einem der traditionellen Tagesgottesdienste. Die gehen dann aber auch einen Tag lang. Das Schöne ist, dass man auch frei entscheiden kann, wann man zur Kirche geht. So gibt es teilweise bis zu vier Gottesdienste pro Kirche am Sonntag. Somit kommt die Kirche bei mir auf eine Gesamtlänge von sechs bis acht Stunden Gottesdienst pro Tag und jedes Mal sind mehr da, als in die Kirche passen. Außerdem ertönen dann die Kirchen wie jeden morgen um sechs mit lauten Klängen, die gerne Mal an ein Konzert oder eine Party erinnern. Gut, bestimmte Gesangslieder weisen dann auf den Kontext hin. So oder so ganz anders als bei uns, obwohl mir hier immer gesagt wird, ist alles wie überall auf der Welt. Ich glaube wäre dass hier überall auf der Welt, hätten wir in Deutschland wesentlich mehr Kirchenbesucher und wesentlich mehr Anzeigen wegen Ruhrstörung am Sonntag.

Aber wie läuft denn jetzt so ein Sonntag ab. Ich ordne mich momentan keiner Religion zu. Dennoch denke ich der eigene Glaube ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und kann sich in allen Möglichkeiten präsentieren. Danach habe ich meinen eigenen Glauben noch nicht gefunden, bin dennoch sehr interessiert an verschiedensten Religionen. Aber davon abgesehen bin ich ehrlich, mein erster Sonntag von dem ich im Folgenden erzählen will, naja da hatte ich am Tag vorher nicht so Lust zur Kirche zu gehen. Nachdem ich einen Tagesgottesdienst und einen sechs Stunden langen Gottesdienst freundlich abgelehnt hatte, war meine Mentorin auch froh darüber. Sicherlich spannend traditionelle Gottesdienste mitzuerleben, aber mit so ganz wenig Sprachkenntnissen dann auch sehr Lang. Daher bat sie mir dann an mit zu ihrem Gottesdienst zu kommen. Naja, jetzt konnte ich nicht mehr ablehnen. Zudem auch interessant, was denn die Mentorin so für eine Arbeit genau macht. Mir wurde noch gesagt ein schicker Dress-Code ist Pflicht und dann gings am nächsten Morgen los. Auf dem Weg dahin, wurde mir mitgeteilt, dass es ein ganz normaler Gottesdienst sein wird. Naja so ein normaler Gottesdienst wie überall halt. Klang schonmal spannend! Als wir ankamen hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit und ich besichtigte noch kurz den Hafen von Gunungsitoli. Puh, war ich Lange nicht mehr in der Kirche gewesen. Selbst Weihnachten bin ich nicht hingegangen. Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht mehr so genau, wann ich denn das letzte Mal in der Kirche gewesen war. Ich glaube irgendwie stellte ich mir das echt langweilig vor. Eine kalte Kirche, ein großer leerer Raum. Veraltete Lieder, veraltete Geschichten. Eine lange Predigt mit Bezug auf die Bibel würde dann den Höhepunkt bringen. Aufregend! Irgendwie hatte ich auch ein wenig Angst einfach einzuschlafen. Naja, ich wusste dass mein Bild im Kopf schlimmer war, als ein langweiliger Gottesdienst sein kann. Dazu versuchte ich mir kein Bild zu machen, denn irgendwie konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass es gleich sein würde. Schließlich setzten wir uns dann in die zweite Reihe und warteten auf den Start. Auf der linken Seite eine ganze Ansammlung verschiedener Instrumente. In der Mitte dann die Pastoren und weitere Menschen. Ich denke das sind Presbyter gewesen. Die Kirche aus Holz ohne Kirchturm. Vorne all das, was es bei uns auch so gibt. Geschmückt von einer verzierten Decke. Ganz nett. Ne warte! Da war doch noch irgendwas anders. Spätestens als es losging würde es einem auffallen. Zwei große Lautsprecher links und rechts. Groß und laut. Dahinter zwei Leinwände und in der Nähe zwei Kameras, die Live mit filmten. So sah man nicht nur ab und zu die Leute in der Kirche, sondern auch alle Songtexte, Psalmen usw. Und das zu großem Vergnügen. So konnte ich dann direkt alle Songs mitsingen und meine Sprache verbessern. Dazu die Musik, die ist nicht mit unserer Kirchenmusik vergleichbar. Als ich mich umdrehte war keine Orgel zusehen, dafür gab es ein Keyboard, ein Schlagzeug, eine Gitarre und zwei Sänger. Alles über die Lautsprecher und wirklich sehr wunderbar musiziert. So lief nicht nur Musik während der Songs, sondern auch hinter Psalmen. Und Das so gut, dass ich überrascht war, als ich die Musiker spielen sah und es kein Spotify-Song war. Alles in Allem es fing sehr gut an und jeder der gekommen war, machte begeistert mit. In meinem Vibe wurde ich dann auf einmal von meiner Arbeitskollegin angestupst und es hieß die Kollekte kommen und das dreimal. Ich war ein wenig überfordert, als drei verschieden farbige Säcke nach einander rumgereicht wurden und versuchte es ungefähr abzuschätzen, was angebracht war. Dabei wurde ein Song angestimmt. Also wenn keiner redete, wurde eh immer gesungen. Am Ende des Liedes begaben sich die Presbyter tanzend nach vorne und brachten die Gaben auf einen Tisch, deckten alles zu und lasen die Fürbitten vor. So verstrich die erste Zeit, die nicht groß anders war als unser Gottesdienst in Deutschland. Außer das es viel bunter, lauter und fröhlicher war. Ja eher so wie ein kleines Konzert. Naja und dann kam die Predigt. So konnte ich endlich meine Mentorin in voller Arbeit sehen. Und davon weiß ich nur noch das es fünfundzwanzig Minuten lang ging und ich leider kein Wort verstand. Danach ging es dann mit lauter Musik weiter. Plötzlich wurde dann ein Schwein auf den Leinwänden eingeblendet und versteigert. Das war wohl der erste Moment, wo es dann sehr unterschiedlich wurde. Ein Mann stellte sich vorne hin, erzählte ein Wenig was und der Kameramann erwarb schließlich das Schweinchen. Später kam dann noch eine Art Werbevideo, jedenfalls sah es so aus. Ich verstand wieder wenig, aber sehen tat ich Alles. So wurde eine Frau eingeblendet, die an paradiesischen Stränden und traditionellen Häusern vorbeilief. Dabei redete sie sehr überzeugt von irgendetwas und am Ende wurden noch die nächsten Gottesdienste und Spendeneinnahmen eingeblendet. Naja und die Gottesdienstübersicht dauerte länger als eine Übersicht aller Flüge pro Tag. So schien es zumindest… Es gab noch weitere Informationen, die ich allerdings nicht verstand. Und dann war es nach ein paar weiteren Liedern und dem Segen plötzlich vorbei. Mit anderthalb Stunden Länge ein völlig normaler Gottesdienst, wie man ihn kennt. Nun gut, es hat Spaß gemacht und es war schön mitgekommen zu sein. Es war dann halt doch eher wie ein kleines Konzert. Während wir darauf warteten, dass meine Mentorin fertig wurde. Machte ich noch ein Foto mit dem Presbyterium und verabschiedete ein paar Leute. Mit einem Blick nach hinten und einer plötzlichen Aufruhr sah ich, dass sich hinten ein Haufen Menschen versammelt hatten. Ich wusste gar nicht was abgeht und als dann eine Frau anfing zu Schreien, fragte ich dann doch jemanden was los sei. So wurde mir auf Google Übersetzer versucht zu erklären, dass eine Person kollabiert sei und jetzt glaube sie würde von einem Geist besessen sein. Da erinnerte ich mich an eins unserer Seminare. Da kam das Wort Geisteraustreibung ins Spiel. Ich konnte mir damals erst gar nichts darunter vorstellen. Ich glaube zuerst fand ich es lustig, bis wir angefangen haben darüber zu reden und man dann auch eine Vorstellung hat, was das denn eigentlich ist. Ich wurde dann schnell aus meinen Gedanken gerissen und es hieß wir müssen schnell los. So beeilten wir uns bei schreienden Geräuschen aus der Kirche ins Auto zu kommen. Da erfuhr ich dann das die Tochter meiner Mentorin Fieber hat und sie ins Krankenhaus müsse. Auf dem Weg bot sich mir dann die Gelegenheit nachzufragen, wie dass denn jetzt eigentlich sei. Gibt es auf Nias Geisteraustreibung? Ja die gibt es. So wurde mir auf einem stressigen Heimweg erklärt, dass noch einige der Inselbewohner an übernatürliche Kräfte glauben. Wenn dann Personen von einem bösen Geist eingenommen werden, kann jeder Pastor eine Geisteraustreibung machen. Hierzu gibt es dann auch Personen, die besonders gut sind oder es eher weniger gut können. Ich meine auch etwas von einer Fortbildung darüber gehört zu haben. Danach wurde ich dann bei meinem Appartement abgesetzt und die anderen fuhren weiter ins Krankenhaus.

Alles in Allem ein sehr spektakulärer Tag. Die Geisteraustreibung habe ich hier bisher noch nicht wieder erlebt, dafür zwei weitere nette Gottesdienste, die wieder so Konzert ähnlich waren, wie der Erste. Aber mit ganz unterschiedlichen Elementen. Dazu hatten wir mehr Ruhe und sind danach noch Essen gegangen.

!! Zur Geisteraustreibung vielleicht noch ein zwei Wörter. Mein Blog dient lediglich dazu meine Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen. Daher versuche ich alles auf meinem Weg zu verfassen und interessant zu gestalten. Dennoch ist es mir wichtig, dass bestimmte Sachen nicht falsch rüberkommen. Immerhin ist eine meiner Aufgaben einen Kulturaustausch herzustellen. Wenn Ihr Euch dafür interessiert schreibt mir oder informiert Euch im Internet. Das gilt auch für andere Kulturunterschiede. Hierbei könnt Ihr mir auch gerne Fragen stellen, die ich hier in Erfahrung bringen kann. Stempelt keine Kulturen, Religionen oder andere Dinge einfach ab, indem Ihr diese einmal gelesen habt. Informiert Euch und versucht auch fernere Dinge zu akzeptieren, so wie andere Euch akzeptieren. Nur so können wir für eine gute globalere Welt sorgen und solange dadurch keine Menschenrechte oder sonstige Dinge verletzt werden, bleibt die Welt dadurch voller Abenteuer und neuer Entdeckungen. Ein aufgeschlossener Blick ist mir wichtig, bei allen Leuten die meinen Blog lesen. So ist dies meine Erwartung im Umgang mit den Informationen auf diesem Account !!

Einen schönen Sonntag 😉

2 Responses

  • Feni

    Saya telah membacanya😊 blog ini sangat menguntungkan bagi orang-orang yang membacanya.

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    • Jaron Flömer

      Terima kasih 😊
      Saya berharap untuk pertukaran budaya yang baik…
      Keren kamu membaca blognya!

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