Am 9. September ging es abends für mich los. Aber der Reihe nach:
Nach dem Abschied am Flughafen von der Familie, der deutlich schwerer war als ich das für möglich gehalten habe, ging es für mich Richtung Istanbul. Dort angekommen habe ich glücklicherweise recht schnell meine weiteren Freiwilligen getroffen, und wir mussten feststellen, das unser Flug nach Jakarta eine fünf stündige Verspätung haben würde. So weit so gut, ging es dann doch irgendwann los, und nach 12 Stunden landeten wir in Jakarta. Trotz aller Bemühungen, und wir sind wirklich gerannt, haben Hiba, mit der ich das Jahr gemeinsam auf Papua verbringen werde, und ich, unseren Anschlussflug nach Papua nicht mehr bekommen. Nachdem das Umbuchen auf den nächsten Flug sehr leicht war, bedeutete das für uns aber, 2 Tage Flughafenhotel, was ehrlich gesagt aber ziemlich entspannt war.
Auf Papua gelandet, hieß es für uns zunächst einmal ankommen. Aber wie kommt man an einem Ort an, der für die nächsten zehn bis elf Monate das neue Zuhause ist? Naja, für uns ging es jedenfalls am ersten Tag ans auspacken (Hiba hat ihr eigentliches Zimmer bis heute noch nicht), SIM-Karte kaufen, Mittag essen und früh schlafen gehen. Immerhin beträgt der Zeitunterschied von München zu Jayapura 7 Stunden zur Sommerzeit, und sogar 8 zur Winterzeit, außerdem waren die Anstrengungen der Reise auch zu spüren.
Bevor ich mit den Schilderungen zu meinen ersten Erfahrungen und Ausflügen beginne, ein kleiner Hinweis. Die Dinge, von denen ich berichte und wovon ich Fotos mache entsprechen meinen persönlichen Erfahrungen. Weder kann, noch will ich ein generelles Bild von Jayapura, Papua oder gar ganz Indonesien schaffen. Die Möglichkeit das Jahr hier zu verbringen, ist ein großes Privileg. Doch es geht mir nicht darum, irgendwem zu helfen oder mich als Helferin darzustellen, allein schon weil ich das nicht bin oder sein könnte, sondern ich möchte den kulturellen Austausch erleben und gleichzeitig ein bisschen mehr über mich selbst lernen.
Aber wo bin ich überhaupt und was mache ich hier? Ich absolviere im Rahmen des weltwärts Programms einen sogenannten entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Jayapura auf Papua in Indonesien. Konkret lebe und arbeite ich im P3W-GKI, einem Frauenzentrum in Abepura, einem Stadtteil Jayapuras. P3W- GKI? Der Name versteht sich so, gesprochen wird er ˋPe tiga we´, die geschriebene Variante setzt sich aus den 3 Ps zusammen, die für den vollen Namen stehen, Pusat Pembinaan & Pengembangan Wanita – GKI. Zu deutsch: Zentrum für Entwicklung und Coaching von Frauen. GKI ist die Abkürzung für Gereja Kristen Indonesia, also christliche Kirche Indonesiens, die die Schirmherrschaft für das P3W inne hat.
Die erste Woche im P3W-GKI, lässt sich im Kern so zusammenfassen, das wir viel Zeit damit verbrachten, mit dem ‘Flow‘ gehen zu wollen, so wurde uns das jedenfalls gesagt. Bedeutete für uns, viel zu lesen, Filme zu schauen und mit YouTube Sport Workouts anzufangen. Der erste richtige Tag mit Inhalt, ist dann der erste Samstag gewesen. Nach einem Gottesdienst am Strand, den die Chefin des P3W gehalten hat und bei dem wir der Kongregation vorgestellt worden sind, ging es auf der Ladefläche eines Pick-Ups in ein Dorf, in die Nähe der Grenze zu Neuguinea. Angekommen in dem Dorf haben wir dann vor Pastoralstudent:innen unser Freiwilligenprogramm vorgestellt und haben gleichzeitig Werbung für die Bewerbung auf das Süd-Nord bzw. das Süd-Süd Programm gemacht. Im Anschluss daran hat es Essen gegeben und wir haben zum ersten Mal, unfassbar leckere, frittierte Banane gegessen.
Seitdem haben wir schon mehrere Ausflüge gemacht, darunter auch einen zum Sentanisee und einen nach Keerom, auf ein Erntedankfest. Bei diesem ist die unfassbar große kulturelle Vielfalt Indonesiens Thema gewesen. Verschiedene Gruppen haben gemäß ihrer jeweiligen Insel Tradition und Kultur, Erntegaben überreicht. Diese fand in traditionellen Gewändern statt und wurde jeweils von Tänzen und Musik begleitet.
Zu unserem Alltag lässt sich sagen, dass wir recht schnell gemerkt haben, das dass mit dem ‘Flow’ gehen nicht so leicht ist und wir uns doch gerne ein wenig mehr einbringen würden. Darum haben wir beschlossen, offensiver unsere Mithilfe anzubieten. Daraus resultiert sich für mich nun folgender Wochenplan. Montag bis Freitags arbeite ich vor- und nachmittags, offiziell im Souvenirshop des P3W, wegen mangelnder Kundschaft wird dieser jedoch sehr wenig genutzt. Darum habe ich nach einer ausführlichen Inventur angefangen, in der Werkstatt des P3W, mich an der Herstellung von handgemachten Taschen und Schmuck zu versuchen, die dann im Laden verkauft werden können. Ab 17:00 Uhr gebe ich an drei Tagen der Woche, Kindern von P3W Mitarbeiterinnen Englisch Nachhilfe. Gemeinsam mit Hiba und dem aktuell auch noch hier wohnenden Freiwilligen aus Tansania, geben wir Freitag nachmittags und Samstag Vormittags in der Pastor:innen Schule Englisch Nachhilfe. Die Sonntage haben wir bisher damit verbracht, in die Kirche zu gehen und im Anschluss ab und zu noch einen Ausflug gemacht.
Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, der erste Monat des FSJs ein Auf und Ab der Gefühle gewesen ist. Und vermutlich wird diese Gefühlsmischung aus neuen Eindrücken, Spaß, Heimweh, Überforderung und ganz vielen Erlebnissen auch noch eine Weile so bleiben, aber das ist okay, denn immerhin bin ich zum ersten Mal, für eine so lange Zeit und ungefähr 13.000 Kilometer weit, von Zuhause weg. Nichtsdestotrotz begreife ich die Zeit hier als eine unglaubliche Chance, in der ich allem voran, an mir selbst wachsen werde.
Um den Rahmen nicht ganz zu sprengen, werde ich mal aufhören zu schreiben. Geplant ist, ungefähr einmal im Monat einen solchen Blogeintrag zu verfassen. Falls ihr Ideen, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge habt, gerne her damit. Erreichen könnt ihr mich sowohl per WhatsApp, als auch Instagram oder auf jedem anderen Weg, der Euch einfällt.
Bis dahin, macht’s gut
Emma
One Responses
Erster, hähä!
Schöner, informativer Blog und tolle Bilder!
Weiter so Emma, mach Dir eine gute Zeit, pass auf Dich auf und lass mal regelmäßig was von Dir hören.
Wir vermissen Dich und bis die Tage…
Liebe Grüße, klaus