Am 15.02.2024 bin ich von Sansibar nach Arusha – es hat sich so angefühlt, als würde ich von meiner Heimat in eine neue Stadt reisen. Ja, ich fühle mich richtig zuhause und vollkommen angekommen mittlerweile und habe mein Stonetown auf der Reise wirklich vermisst.
Meine Neugier auf eine neue Stadt auf dem Festland Tansanias und die Lust neue Menschen kennenzulernen war riesig. Dazu reise ich mit meinem engen Freund Sebastian, der in Lutindi (einem kleinen Dorf in der Nähe von Lushoto, auch auf dem Festland Tansanias) seinen Freiwilligendienst absolviert und dementsprechend auch mittlerweile große Teile der inländischen Sprache (Swahili) beherrscht, sowie keinen Kulturschock bekommt, wenn ich mit ihm unterwegs bin, wie viele meiner Besucher aus Deutschland oder anderen Kontakten, die ich hier auf Zanzibar geknüpft habe. Das erleichtert das Reisen und Ausprobieren neuer Dinge sehr.
Arusha ist eine mit 620.000 Bewohnern große Stadt im Nordosten von Tansania. Ich habe mir Arusha im Vorhinein mit vielen Nationalparks, dementsprechend touristisch und westlich geprägt vorgestellt. Außerdem ist Arusha circa 80km von Moshi entfernt, wo ich letztes Jahr bereits für eine Woche war, weil ich ursprünglich am 27.12.2023 den Kilimanjaro besteigen wollte, um dann über den Jahreswechsel 2023/2024 auf dem Gipfel des Riesen zu stehen. Der Kilimanjaro ist der höchste alleinstehende Berg von dem gesamten Kontinent Afrika mit 5895 Metern. Wie auch schon viele wissen, bin ich mit meiner Begleitung ein Tag vor dem Aufstieg krank geworden, wodurch wir es verschieben mussten. In der Zeit der Genesung in Moshi habe ich die Umgebung bereits etwas erkundet, während meine Begleitung noch schniefend im Bett lag. Dementsprechend meinte ich, bereits einen Eindruck von der Umgebung zu haben, die mir schon sehr gefallen hat.
Weiter mit meiner Reise im Februar:
Sebastian und ich haben bei einem Freund im Speckgürtel (so würde man in Deutschland vielleicht sagen) von Arusha gewohnt, den ich auf Sansibar kennengelernt habe. Patrick ist auch vor einigen Monaten nach Tansania geflogen mit dem Ziel „TANSANIA“ kennenzulernen und nicht die touristischen Sehenswürdigkeiten und so ist er in eine Wohnung in einer nicht touristischen Gegend in der Nähe von Arusha gezogen. Dort hat er mit einem localen Freund nun einen in der Art „Gamer-Club“ gegründet, wo er mit Jugendlichen zockt und so sein Hobby aus Kanada hier mit seinen neuen Freunden teilt.
Sebastian und ich waren für drei Tage dort und haben uns die Stadt angesehen. Am ersten Tag sind wir mit Patrick zum Sonnenaufgang aufgestanden und sind den Berg hinter seiner Wohnung hochgelaufen, um dort einen atemberaubenden Blick auf Arusha und den Mount Meru zu haben. Es war unfassbar toll.
Auf Sansibar gibt es auch eine tolle Landschaft und den Ausblick von meinem Lieblings-Coffeeshop zum Strand im Morgengrauen würde ich sowieso mit nichts austauschen wollen, aber ich empfinde viele Teile Sansibars mittlerweile auf den Tourismus angepasst. Als müsse es für die Instagram Story perfekt nach „Traumurlaub“ und „Abenteuer“ aussehen und nicht so naturbelassen, wie es nach meiner Meinung oft noch viel mehr tiefere Emotionen hochholt und die Schönheit der Insel noch mehr hervorheben würde…
In der Stadt sind wir dann in einen riesigen blitzeblanken Supermarkt, mit einer für uns empfundenen viel zu großen Auswahl gegangen. Klingt vielleicht komisch, aber wir hatten einen kleinen Kulturschock!
Es war ein komisches Gefühl, wieder einen sehr „amerikanisch“ wirkenden Supermarkt mit dem enormen Überangebot, wie man es in Deutschland auch oft gewohnt ist, zu sehen. Es war teilweise positiv faszinierend, weil es die uns aus Deutschland bekannten Produkte (unser Lieblings-Energy) gab, die wir uns ehrlicherweise in unseren Träumen manchmal gewünscht haben, aber haben wir sie wirklich vermisst? Nicht wirklich tatsächlich. Ein Revue gab es auch nicht, weil wir von den hohen Preisen, die wir nicht mehr gewohnt waren, geschockt waren. Andererseits aber auch negativ schockierend…
Ich gehe immer auf dem offenen üblichen Markt meine Lebensmittel kaufen, weil es viel frischer, günstiger und PERSÖNLICHER ist. Ich liebe das Verhandeln (manchmal gar Streiten) um die Preise, weil ich oft durch meine Hautfarbe als reich oder durch mein Geschlecht als unwissend über die Preise gehalten werde, wo ich immer wieder versuche die Vorbehalte aufzubrechen. Dadurch bezahle ich mittlerweile auch handelsübliche Preise und werde manchmal fast als Einheimische behandelt. Ich liebe das respektvolle Lächeln oder das Herumwitzeln mit den Verkäufern, wenn das Eis einmal gebrochen ist. Ich liebe auch den Smalltalk mit den Verkäufern, wenn wir uns wiedererkennen, den ich mittlerweile schon im Schlaf auswendig kann.
Warum soll ich dann in den strukturierten, blitzeblanken, dadurch gar emotionskalten wirkenden Supermarkt, wo ich mehr bezahle und das Einzige was Abwechslung bietet oder mir ein Lächeln beschert daraus besteht, dass eines meiner gekauften Produkte einen vom Supermarkt heruntergesetzten Preis hat? Die Verkäufer:innen wirkten auf mich dort und generell in solchen großen Geschäften sehr gelangweilt, durch die stumpfe Arbeit und müde. Einen Grund mit ihnen zu Reden habe ich auch nicht, weil die Selbstbedienungskasse einwandfrei funktioniert und die Preise fest sind… Einkaufen ist so nur eine langweilige, überlebenswichtige und teure ToDo und kein witziges und individuelles Abenteuer.
Zum Regenerieren haben wir uns erstmal einen guten traditionellen Bananenwein gegönnt! Auf der Insel mit meinem muslimisch geprägten Lebensstil habe ich seit Beginn meines Freiwilligendienstes keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken… die beachtlichen 10% Alkohol im Wein habe ich also sehr gut gespürt. Wir haben danach, beide ein bisschen angetrunken, einen Berg direkt in der Stadt Arusha bestiegen. Für den Ausblick hat es sich aber wieder total gelohnt. (Den Namen des Berges habe ich leider vergessen und nicht mehr gefunden und Fotos zu machen habe ich vergessen. Es war ein Geheimtipp von Patrick).
Wir waren noch viel in der Innenstadt unterwegs, wo sich meine Vorstellungen vom Anfang in der kurzen Zeit größtenteils bestätigt haben.
Sebastian, der wie erwähnt in einem Dorf lebt, war überwältigt von der Große, dem Trubel und der internationalen Gesellschaft in der Stadt. Ich hingegen war, von dem zwar touristischen Touch, den die Stadt als Startpunkt für mehrere Safari-Touren und durch die Nähe am Kilijamanjaro und des Mount Meru natürlich besitzt, aber der trotzdem noch sehr alltäglichen und heimischen Stimmung die, die Stadt hat, überrascht. Arusha ist nicht wie Stonetown, nach meiner Wahrnehmung, auf den Tourismus ausgelegt. Viele Menschen in Arusha stören sich gar nicht an dem Tourismus, sondern leben einfach ihren normalen Alltag in der Stadt und nehmen den internationalen Austausch an, wenn er sich ergibt, aber der muss nicht.
Witzige Erfahrung… ein Kulturschock nach 6 Monaten im gleichen Land!
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